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Der Wunsch: Digital First, Bedenken Second
Alexander Handschuh, Sprecher beim Deutschen Städte- und Gemeindebund fängt seinen Beitrag beim Panel „Digitalisierung auf Augenhöhe: Zusammenarbeit im System Schule neu denken“ düster an. Bei mehr als 40 Milliarden Euro liege laut KfW-Zahlen der Investitionsrückstand in den Schulen, „dabei geht es um den Putz, der von der Decke rieselt, also um das, was investiert werden hätte müssen, nicht um Neubauten“.
Digitale Bildung könne man davon nicht isoliert betrachten, sie umfasse schließlich auch die passende Architektur von Schulgebäuden, die nicht mehr wie „Flur, Türen, Klassenzimmer“ aussehen könne. „Wir haben da ein sehr heterogenes Bild, was die Digitalisierung anbelangt. Es kommt sehr auf die Menschen vor Ort und die Ausstattung der Kommune an.“
Kompetenzteams für die jeweilige Bedarfsermittlung
Gerade deshalb wünscht sich Christiane Mücke, stellvertretende Schulleiterin der Martin-Buber-Oberschule in Berlin-Spandau, Kompetenzteams, die in die Schulen kommen und sich genau anschauen, was wird im Digitalen gebraucht, was gibt es bereits, was ist möglich und gewünscht, wo liegen die Hürden. „Schulen sind dermaßen unterschiedlich und fühlen sich oft alleingelassen. Unser Konzept, bei dem die Kinder ihr 2-in-1-Gerät mit nach Hause nehmen können, wäre an einer Brennpunktschule nicht möglich“, so Mücke.
Ihre Schule ist eine von 16 Bitkom-Smart-Schools. Die mehr als 1.000 Schülerinnen und Schüler haben nicht nur eigene Geräte, der Hauptteil der Schulbücher ist digital, es gibt digitale Tafelbilder und eine Kommunikationsplattform. „All das haben wir aus eigener Kraft und aus eigenen Haushaltsmitteln geschafft“, sagt die stellvertretende Schulleiterin.
„Es bedarf eines klaren, bundesweiten Rechtsrahmens“
Dank des seit 2019 laufenden Digitalpakts habe sich schon einiges getan, meinte Dr. Torsten Kühne, Staatssekretär für Schulbau und Schuldigitalisierung bei der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie. „Bis 2025 sind zum Beispiel alle Berliner Schulen an das Glasfaser-Gigabit-Netz angeschlossen, das ist ein deutlicher Schritt nach vorn.“ Mit Blick auf einen neuen, nun zu verhandelnden Digitalpakt 2.0 wünsche er sich vor allem die Haltung: „Digital First, Bedenken Second“. Die Schulen müssten so viel Freiheit wie möglich haben, Dinge auszuprobieren und umzusetzen. „Dazu bedarf es allerdings eines klaren Rechtsrahmens als Leitplanken“, sagte Kühne. Er sehe da den Bund am Zug.
Dr. Johanna Börsch-Supan, Abteilungsleiterin Allgemeine und berufliche Bildung und lebensbegleitendes Lernen im Bundesbildungsministerium sieht die Digitalisierung vor allem als gemeinsamen Prozess von Schulen über Schulträger, Kommunen, Ländern bis hin zum Bund, „wir müssen alle zusammenarbeiten, damit das funktioniert“. Sie wünsche sich, dass öfter „nicht ‚mal 16‘ gedacht wird“, sondern die Länder schneller voneinander lernen und in die Umsetzung kommen.
Lehrer als IT-Administratoren müssen entlastet werden
Neben dem Wunsch nach gesetzlichen Rahmenbedingungen trieb die Frage nach der IT-Administration die Runde um. „Schulen haben meist den Umfang von mittelständischen Unternehmen, aber die IT macht ein Lehrer, dem das irgendwann mal so zugefallen ist“, sagte Alexander Handschuh vom Städte- und Gemeindebund. Externe mit dieser Aufgabe zu beauftragen, müsse möglich gemacht und finanziert werden. Kühne plädierte sogar für Vollzeit-IT-Administratoren in den Schulen.
Christiane Mücke aus der Schulleitung beschrieb das Problem, bereits vorhandene Technik mit gleichen Geräten zu ersetzen. Laut Kühne sei die Krux das deutsche Vergaberecht, bei dem produktneutral ausgeschrieben werden müsse, statt gezielt bereits Genutztes zu ordern. Auch hier fehle ein passender gesetzlicher Bundesrahmen.
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