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„Transformation beginnt im informellen Austausch“

Ein blaues Schild mit der Aufschrift 'Wie digital ist das denn?'

So das Fazit einer inspirierenden Diskussion auf der Smart Country Convention.

„Antrag abgelehnt, Stempel drauf, weg damit – so sind wir nicht mehr, aber der Blick von außen ist noch immer so“, ärgerte sich Sandra Heisig über die Wahrnehmung von jungen Beamten in Deutschland. Sie ist erste stellvertretende Vorsitzende der dbb jugend und Vorsitzende der Bundesjugendleitung der Deutschen Steuergewerkschaft. Die Jugend sei divers, leistungsfähig, suche den Kontakt mit dem Bürger, werde jedoch im Amt dann schnell entmutigt, so Heisig bei der Diskussionsrunde zum Thema „Kulturwandel im öffentlichen Dienst – Lernen entlang der gesamten Berufslaufbahn“ bei der Smart Country Convention.

Für die jungen Mitarbeitenden im öffentlichen Dienst sei es wichtig, sich weiterentwickeln und auch aufsteigen zu können. „Laufbahndurchlässigkeit, gute Weiterbildungen, Leistungsbeurteilung und Leistungsbeförderung muss man wirklich bieten und nicht nur auf der Karrierewebseite versprechen“, sagte die Finanzbeamtin. Sebastian Gradinger, Leiter Digitalakademie des Bundes, verwies zudem auf bessere Karrieremöglichkeiten für Quereinsteiger, um den Fachkräftemangel abzufedern.

„Wir müssen die Köpfe oben öffnen, vor allem die obersten Führungskräfte abholen, um das Mindset zu verändern“, sagte Gradinger. Nur dann ändere sich auch auf mittlerer Ebene etwas. Die Digitalakademie bilde über das Programm „Digital Journey“ gezielt oberste Führungskräfte weiter, Digitalisierungspaten für Transformation sorgen für ressort- und behördenübergreifenden Austausch. Heisig mahnte an, auch junge Beschäftigte miteinzubeziehen, schließlich müssten sie noch viele Jahre unter den Bedingungen arbeiten. „Wissenstransfer funktioniert beidseitig, von den Berufserfahrenen zu den Jüngeren, aber gerade zum Thema Digitalisierung eben auch andersherum.“

Diese Offenheit Kolleginnen und Kollegen mit unterschiedlicher Berufserfahrung gegenüber nennt Gradinger „Diversitätskompetenz“. Sie werde gemeinsam mit Ambiguitätstoleranz, also der Fähigkeit, mit Unsicherheit und Veränderung flexibel umzugehen, immer wichtiger auch im öffentlichen Dienst. Für Anika Wilczek, Head of Growth bei DigitalService, der zentralen Digitalisierungseinheit des Bundes, sind die in ihrem Haus angebotenen Fellowships „Work4Germany“ zwischen Bundesbeamten und Menschen aus der Privatwirtschaft ein wichtiges Tool für diese Art von Offenheit und Austausch. „Transformation ist etwas Informelles. Bei der Zukunft von Fortbildung wird es zu einem Großteil um die nachhaltige informelle Vernetzung der Leute gehen“, ergänzte Gradinger.

„Unser größter Mehrwert ist die Mittagspause im Team“, sagte Gewerkschafterin Heisig. Zum richtigen Austausch fehle eine Plattform, auch behördenübergreifend. Eine Chat-Funktion für die Mitarbeitenden in der Verwaltung, „das wäre ein Traum, wenn wir nicht mehr WhatsApp nutzen müssten, um uns auszutauschen“, sagte auch Gradinger. Doch bis dahin sei es noch ein weiter Weg. Er träume erstmal davon, nicht mit zwei Laptops unterwegs zu sein, weil er ohne einen Teil der Hardware auf seinem privaten Gerät gar nicht arbeiten könne. Und das als Leiter der Digitalakademie.

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