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Von weiblichen Perspektiven auf öffentliche Angebote
Warum braucht es im Jahr 2023 noch ein Panel, das sich mit der Frage nach „Female Perspectives – Smart Country for all?“ beschäftigt? Weil weibliche Perspektiven und Lebensrealitäten tatsächlich immer noch zu wenig Beachtung finden, zum Beispiel in der Stadtplanung, in der Konzeption von öffentlichen Verkehrsangeboten oder bei der Datenauswahl für Künstliche Intelligenz.
Dr. Mary Dellenbaugh-Losse konstatiert hierzu: „Gender ist ein chronisch vernachlässigtes Thema, mit dem man den größten Fortschritt erzielen könnte.“ Sie bekomme oft zu hören, für gendergerechte Projekte sei leider kein Geld da, berichtet die Stadtforscherin, die viele Kommunen zu diesem Thema berät. Dabei werde oft umgekehrt ein Schuh daraus: Wer die weibliche Perspektive mitdenke, eröffne auch finanzielle Potenziale.
Lieber im Auto unterwegs als in Bus oder Bahn
Gerade die Stadtplanung sei aber immer noch ein „gender blind process“, so Dellenbaugh-Losse: „Die Städte, in denen wir leben, wurden von Männern gebaut.“ Die Perspektiven von Frauen, Älteren oder Minderheiten würden in männlich dominierten Teams meistens nicht mitgedacht, und das passiere gar nicht absichtlich, sondern weil schlicht das Bewusstsein dafür fehle.
Eine häufige Folge sei, dass Frauen sich an öffentlichen Orten oder in öffentlichen Verkehrsmitteln nicht sicher fühlen und deshalb Angebote weniger nutzen. So gaben in einer Umfrage in Nordrhein-Westfalen 85 Prozent der Frauen an, dass sie sich abends in öffentlichen Verkehrsmitteln nicht wohlfühlen und im Zweifel lieber das Auto nehmen.
Elster, einfach gemacht
Doch nicht nur Frauen werden beim Thema öffentliche Angebote häufig nicht mitgedacht. Davon, wie sich überkommene Denkmuster hinsichtlich des Themas Barrierefreiheit aufbrechen lassen, berichtete Magdalena Zadara, Chief of Staff & Strategy beim DigitalService des Bundes, einer Einrichtung, die seit Herbst 2020 digitale Lösungen mit und für die Bundesverwaltung entwickelt. Unter anderem habe die Servicestelle innerhalb des Elster-Programms ein intuitives Online-Tool entwickelt, mit dem berentete oder pensionierte Bürgerinnen und Bürger ganz ohne Vorkenntnisse ihre Steuererklärung einreichen können.
Das habe in Richtung Behörden und IT-Entwicklung ein wichtiges Signal gesetzt, sagte Zadara. Ältere Menschen hätten eben andere Erfahrungen und Bedürfnisse als Softwareunternehmen oder Behördenmitarbeitende, und darauf müsse man eingehen: „Wir müssen den Kurs ändern. Wir sollten lieber unsere Steuerregeln ändern als unsere Großmütter.“
Agile Arbeitsweisen und was Behörden noch lernen müssten
Was muss also passieren, damit sich etwas ändert? Erstens, sagt Elnaz Nouri, CEO bei dem Beratungsunternehmen UrbView, müssten Daten sauberer erhoben werden, um bei KI weibliche Perspektiven nicht auszuschließen. Zweitens müssten die öffentlichen Auftraggeber sich mit agilen Arbeitsweisen vertraut machen. Und drittens sollten sie an Startups lieber Verträge vergeben als Geld – dann kämen die Investoren schon nach und Projekte ins Laufen.
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