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Ukraine: Digitaler Vorreiter im Krieg

Panoramablick auf den Freiheitsplatz in Kiew, Ukraine, mit dem Unabhängigkeitsdenkmal im Vordergrund, umgeben von historischen Gebäuden und moderner Architektur unter einem klaren blauen Himmel.

Der Freiheitsplatz in Kiew, Ukraine, mit dem Unabhängigkeitsdenkmal im Vordergrund. Foto: Unsplash

2008 belegte die Ukraine im eGovernment Development Index weltweit Platz 82. Bei Amtsantritt von Präsident Wolodymyr Selenskyj im Jahr 2019 waren zwar Rahmenbedingungen für E-Government vorhanden, doch kaum umgesetzt. Selenskyjs Regierung beschleunigte die Digitalisierung und stellte 2020 die App „Diia" vor – und der Name ist Programm, denn „Diia“ bedeutet so etwas wie „Aktion".

Mit dem russischen Angriffskrieg 2022 wurde die App für viele Ukrainerinnen und Ukrainer unverzichtbar. Traditionelle Behördengänge sind oft zu gefährlich oder unmöglich geworden. Viele Menschen wurden vertrieben oder sind aus ihrer Heimat geflohen. Diia ermöglicht es ihnen, Meldewesen, Angelegenheiten auf dem Standesamt, Sozialleistungen, Steuern und Bauverfahren online abzuwickeln. Auch kriegsbedingte Dienstleistungen wie Entschädigungsanträge, Veteranenhilfe, Luftangriffswarnungen und das Melden russischer Truppenbewegungen sind in der App integriert. Über Diia werden sogar Kriegsanleihen verkauft. Rund 19,5 Millionen Menschen – mehr als 70 % der erwachsenen Bevölkerung – nutzen Diia.

Ein weiterer Schwerpunkt der App: sie setzt auf die digitale Signatur (eID) und greift auf das zentrale Einwohnermelderegister zu. Diese Technologien ermöglichen es, dass viele Daten beim Antragstellen bereits bekannt sind und nicht erneut eingegeben werden müssen – das erleichtert und beschleunigt den Prozess erheblich.

Digitalisierung und IT-Sektor

Aber auch wirtschaftlich hat die Ukraine in Sachen Digitalisierung deutlich zugelegt. Das Land ist heute ein weltweit anerkanntes technisches Zentrum für die Entwicklung komplexer IT-Lösungen und die Herstellung weltweit anerkannter IT-Produkte. Der ukrainische IT-Sektor ist zur zweitgrößten Exportindustrie des Landes aufgestiegen und wächst jährlich um 25-30 %. Vor dem russischen Angriff war der IT-Sektor einer der größten Exporteure von IT-Dienstleistungen in Europa und trug fast 5 % zum BIP bei. Das Ministerium für digitale Transformation strebt an, diesen Anteil bis 2030 auf 10 % zu erhöhen.

Cybersicherheit und digitale Lebensqualität

Auch im Bereich Cybersicherheit sticht die Ukraine hervor. Mit Platz 24 im globalen Cybersicherheitsindex 2022 übertrifft das Land Länder wie Kanada, Luxemburg und Südkorea. Im Index für digitale Lebensqualität 2023 belegt die Ukraine Platz 46 unter 110 Ländern und etabliert sich damit als führendes Land im digitalen Bereich. Zudem gehört die Ukraine zu den fünf führenden Ländern weltweit beim kontaktlosen Bezahlen mit Gadgets.

Trotz der Herausforderungen durch den Krieg bleibt die ukrainische IT-Branche ein stabiler und wachsender Sektor. Im Jahr 2022 brachte die IT-Branche Exporteinnahmen in Höhe von 7,3 Milliarden Dollar ein und konnte trotz der Kriegssituation um fast 6 % gegenüber dem Vorkriegsjahr zulegen. Über 2.000 IT-Unternehmen sind in der Ukraine registriert, die rund 362.000 IT-Fachkräfte beschäftigen.

Vorreiter Ukraine auf der SCCON 2023

Auf der Smart Country Convention 2023, wird die Ukraine als Partnerland vertreten sein und zeigen, wie eine digitale Verwaltung auch in Krisenzeiten aufrechterhalten und sogar ausgebaut werden kann. Cybersicherheit ist ein zentrales Thema der SCCON. Die Ukraine präsentiert dabei ihre Fortschritte und Herausforderungen in diesem Bereich.

Ukraine aims to be one of the most digital nations in the world, with 100% of its public services digitised. And even now, with the outbreak of full-scale war, Ukraine continues to build a digital state. Even under constant cyber attack from Russia, new online services are launched almost every week. At the same time, Ukraine's IT sector remains vibrant and a backbone of our economy.

Smart Country Convention was therefore the ideal opportunity to share our knowledge on the digitization of the public sector with our European allies and also a great chance for our companies to enter the German market.

Maria Shevchuk, Amtierende Geschäftsführerin der IT Ukraine Association

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