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Tinder gegen den Fachkräftemangel
Menschen suchen auf Tinder nach der großen Liebe, die Stadt Heidenheim an der Brenz nach jungen Auszubildenden. Wie kam Ihnen die Idee?
Michael Salomo: Wir haben akuten Nachwuchsmangel. Einer PwC Studie zufolge werden bis 2030 eine Million Fachkräfte im öffentlichen Sektor fehlen. In besonderen Zeiten braucht es besondere Maßnahmen. Die Idee, sich als Stadtverwaltung auf Tinder anzumelden, soll genau die jungen Menschen ansprechen, die wir so dringend suchen: Auszubildende und Young Professionals.
Hat das Job-Matchmarketing über Tinder geklappt? Und ist Ihr Stadt-Datingprofil noch immer aktiv?
Michael Salomo: Wir haben durch die Aktion enorme Reichweite für unsere Ausbildungsberufe sowie für die Stadtverwaltung an sich gewonnen und es ging sogar eine Initiativbewerbung ein, bei der sich der junge Mann auf eine Stelle bewarb die "Hauptsache bei der Stadtverwaltung Heidenheim" hieß. So kann ich jetzt schon bestätigen, dass die Aktion ein Erfolg ist. Im September ist Bewerbungsschluss für das kommende Jahr, dann können wir auch an konkreten Zahlen messen, ob und wie viele neue Bewerbungen dazugekommen sind. Unser Datingprofil ist nach wie vor aktiv. Wer "Heide N. Heim" begegnet, sollte also unbedingt nach rechts wischen.
Es ging durch die Presse, dass Sie über eine Datingapp Mitarbeitende suchen. Der Arbeitskräftemangel ist ein Thema für viele Kommunen - was raten Sie Städten und Gemeinden, die händeringend Leute suchen?
Michael Salomo: Das Thema Fachkräftemangel ist natürlich nicht nur bei der Stadtverwaltung Heidenheim präsent. Viele andere Kommunen kümmern sich ebenfalls verstärkt um Maßnahmen, die neue Bewerberinnen und Bewerber anziehen sollen. In unserem Fall hat es sich bezahlt gemacht, etwas zu wagen und neue Wege zu gehen. Sei es mit der Anmeldung auf einer Dating-Plattform oder mit dem Einrichten eines TikTok-Accounts.
Die Tinder-Kampagne war nicht Heidenheims erster Ausflug in die Welt der Gen Z. Sie haben eine Stadt-Influencerin und einen TikTok-Kanal - bei der Kommunikation über Social Media kann Ihnen niemand etwas vormachen. Und doch ist es für viele neu, wenn die Heimatstadt plötzlich im Feed auftaucht. Was gibt es zu beachten, wenn eine Kommune mehr auf Social-Media-Kommunikation setzen will?
Michael Salomo: Ich sehe in der Nutzung sozialer Medien vor allem Chancen für Kommunen. Die Chance für Außenstehende, die Verwaltung besser kennenzulernen und die Chance, Informationen für eine breitere Bevölkerungsschicht zugänglich zu machen. Eine Kommune ist immer nah am Bürger und begleitet in zahlreichen Lebenslagen. Im Alltag durch Social Media Präsenz zu zeigen, erscheint mir dabei nicht nur als wichtig, sondern als notwendig.
Die Smart Country Convention tritt an, um die Digitalisierung der Verwaltung in Deutschland zu beschleunigen. Wie digital ist eigentlich Heidenheim an der Brenz?
Michael Salomo: Seit 2020 sind wir Teil des interkommunalen Smart-City-Modellprojekts Aalen-HeidenheimGemeinsamDigital. Dieses soll die Lebens- und Arbeitsqualität der Städte Aalen und Heidenheim mithilfe digitaler Technologien nachhaltig erhöhen. Der Bund stellt dafür 17,5 Mio. Euro Fördermittel bis 2027 zur Verfügung und eröffnet uns somit die Gelegenheit, eine Vorreiterrolle bei der digitalen Stadtentwicklung in der Region Ostwürttemberg und darüber hinaus einzunehmen und so die Potenziale der Digitalisierung zum Zwecke des Gemeinwohls zu erschließen.
Vielen Dank für das Interview.
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