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„Nicht nur für die Fankurve“

„Nicht nur für die Fankurve“

Fünf davon haben ihre Ideen auf der Smart Country Convention vorgestellt.

Solingen ist seit Jahrhunderten als „Klingenstadt“ für die Herstellung von Qualitätsklingen bekannt. Und dennoch sei Solingen eine arme Stadt, sagte Dirk Wagner, Chief Digital Officer (CDO) der Kommune, auf dem „Forum Digitale Städte“. „Die Schneidwarenindustrie ist nicht mehr ausreichend, um die wirtschaftliche Basis der Stadt zu sichern.“ Vor allem in der Innenstadt zeige sich, „wo wir große Herausforderungen“ haben.

Deshalb will sich die 160.000-Einwohner-Stadt als Smart City aufstellen – um die Lebensqualität zu verbessern und den Handel neu zu beleben. Für ihr Projekt „City 2030“ befragt der Stadtrat regelmäßig Bürgerinnen und Bürger zu ihren Ideen und Bedürfnissen. Denn es gehe nicht darum, was technisch möglich, sondern was wirklich gewünscht sei, betonte Wagner.

Das digitale Bürgeramt am Bahnhof

Verzahnt mit einer Digital- und Nachhaltigkeitsstrategie stehen in Solingen schon eine Reihe von Vorhaben auf dem Zettel: ein e-Government, das Verwaltungsdaten auf einer Plattform zusammenführt und Verwaltungsdienstleistungen über digitale Stelen auch am Bahnhof oder in der Fußgängerzone ermöglicht, digitale Verkehrssteuerung, Smart Homes sowie Open-Source-Lösungen.

Mit diesem Konzept setzte sich Solingen als einer von 13 Modell-Standorten beim Wettbewerb „Smart Cities made in Germany“ durch, den die Bundesregierung in diesem Sommer ausgelobt hatte. „Es ging nicht darum: Wer ist schon in der Pole Position, wer hat wie viele Apps am Start“, erläuterte Anne Katrin Bohle, Staatsekretärin im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI), die mit in der Jury saß. Die Auswahl sei vielmehr „eine Frage des Konzeptes“ gewesen.

Nachhaltig, verzahnt, sektorenübergreifend

Denn aus den Projekten der Modellstädte sollen alle anderen Kommunen in Deutschland lernen: „Die 13 Sieger stehen alle in der Verpflichtung, völlig gläsern zu sein“, betonte Bohle. Bei der Bewerbung zählte vor allem, dass die Kommunen ihre digitalen Lösungen an Nachhaltigkeitskonzepte knüpfen und sie zudem auf eine sektorenübergreifende Stadtentwicklung hin zielen. Oft gebe es schon eine Vielzahl an Einzellösungen, sagte Bohle, aber was nutze es, wenn die Bürger sich auf 25 verschiedenen Plattformen bewegen müssten, um mit ihrer Stadtverwaltung zu kommunizieren?

Auf der Smart Country Convention stellten fünf Modellstandorte ihre Grundideen vor. Die Region Südwestfalen zum Beispiel hat aus jedem ihrer fünf Kreise eine „Pionierkommune“ mit eigenem Schwerpunkt gewählt: So hat Arnsberg die Aufgabe, Verkehrsströme neu zu denken, Olpe hingegen reformiert mit Hilfe der digitalen Akte den Work Flow im Rathaus und setzt auf die Ansiedlung von IT-Firmen und Startups.

Nicht die Technik sondern der Bürger muss im Fokus stehen

Die Stadt Wolfsburg hat bereits Ende 2016 die Initiative #WolfsburgDigital gegründet undein eigenes Dezernat für Digitaltransformation sowie zehn Themenfelder definiert, auf denen der Wirtschaftsstandort gestärkt und die Lebensqualität der Bewohner erhöht werden kann. Cottbus wiederum hat ein IT-Konzept, das auf dem Raumordnungsgesetz basiert und alle sieben Felder der Grunddaseinsvorsorge integriert. Für jeden Bereich gibt es einen „Botschafter“, der sein Thema auch über die Stadtgrenze hinaus mit den Kommunen in der Lausitz koordiniert.

Ulm treibt aktuell vor allem der Strukturwandel um: Wie macht man Räume smarter, die sich alteingesessene Bewohner mit „hippen Zugezogenen“ teilen? Wenn die Stadt Apps entwickele, dann müsse sie auch die Älteren mitnehmen und diejenigen, die Digitalisierung „nicht so gut finden“, „und nicht nur die Fankurve“, wie Oberbürgermeister Gunter Czisch sagte. „Es geht nicht nur um Technik, es geht um Stadtentwicklung.“

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