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Smarte Mobilität in Vilnius: Der Mensch im Mittelpunkt
Mit 600.000 Einwohnern und einem Prozent Bevölkerungswachstum gehört Vilnius zu den kleineren Hauptstädten in der EU. Umso agiler sei die Wirtschaft, betonte Remigijus Šimašius, Bürgermeister von Vilnius, in seinem Vortrag auf der Smart Country Convention 2019: „Wir konnten viele innovative Unternehmen anziehen, weil wir schneller und mobiler sind als andere.“
Diese Dynamik gelte auch für die Mobilität in der Stadt. Inzwischen habe sich die globale Erkenntnis durchgesetzt, dass der private Autoverkehr Mobilitätsprobleme in den Städten nicht lösen könne, sondern dass es Alternativen geben müsse. Dabei sollten die Mikroentscheidungen der Nutzer Vorrang haben vor Interessen der Stadtverwaltung. „Aus den gleichen Gründen, aus denen man sich früher ein Auto zugelegt hat, verzichten die jungen Leute heute darauf“, beobachtet Remigijus Šimašius. Mit einem guten ÖPNV seien sie flexibler, könnten während der Fahrt gefahrlos Nachrichten auf dem Handy lesen und Dinge online erledigen. Sie sparten also sowohl Zeit als auch Geld, sofern die Ticketpreise entsprechend niedrig seien.
Vilnius – Vorbild für Berlin
Vilnius setzt auf eine Vernetzung des ÖPNV mit anderen Mobilitätsdienstleistern: Unter der Devise „Open Data for all“ gelang es der Stadt, mit Trafi eine Softwarelösung einzuführen, die alle öffentlichen Transportmittel miteinander vernetzt und – im Gegensatz zu Google Maps und anderen Kartendiensten – Verfügbarkeit, Preise und die Verkehrslage in Echtzeit anzeigt. So verbindet das System Carsharing-Angebote, E-Scooter, Mietfahrräder, Taxidienste und ÖPNV, um den schnellsten Weg zum Ziel anzuzeigen.
Auch in Berlin nutzt die BVG für ihre App Jelbi die Softwarelösung Trafi. Weil sie alle Mobilitätsoptionen angezeigt bekommen, ihre Wege exakt planen können und Wartezeiten an der Haltestelle vermeiden, entscheiden sich mehr Menschen auch in Außenbezirken für öffentliche Verkehrsmittel. Eine einheitliche Bezahlmöglichkeit für alle Mobilitätsformen macht die Nutzung besonders einfach.
Unter dem Claim „Sharing Vilnius“ gibt es inzwischen 35 unterschiedliche Mobilitätsoptionen in der litauischen Hauptstadt. Mehr als ein Prozent aller Autofahrten werden mit den rund 800 Autos der beiden Car-Sharing-Anbieter Citybee und Spark durchgeführt. Remigijus Šimašius geht davon aus, dass ein Carsharing-Auto zwölf private PKW ersetze und sich auch für kleinere Städte lohne.
Mut zum Experiment
Andere Stadtverwaltungen möchte Remigijus Šimašius dazu ermutigen, Experimente zu wagen und die neuen Mobilitätsoptionen als Chance zu begreifen. So versuche Vilnius, seine Bürger mit einer Kampagne zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Elektro-Scootern zu erziehen und baue gleichzeitig das Radwegenetz aus, um Platz für die neuen Fahrzeuge zu schaffen. Es müsse aber nicht immer Hightech sein: Mit der Erweiterung von Fußwegen möchte Vilnius das Laufen in der Stadt attraktiver machen und seine Bürger dazu anregen, Strecken zu Fuß zurückzulegen. Doch auch in Litauen setzt sich nicht jede Idee durch. Spezielle Bürgersteige für Handynutzer, die beim Laufen auf den Bildschirm starren, werden nicht weiter ausgebaut. Sie wurden mit Radwegen verwechselt und boten keinen ausreichenden Mehrwert.
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