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Erst unpopulär, inzwischen ein Selbstläufer
„Wir sind ein kleines Land und haben sehr wenige Ressourcen, wir mussten uns also fokussieren“, erläuterte Elijus Čivilis, Stellvertretender Minister für Wirtschaft und Innovationen, auf dem Panel „Digital Lithuania. Wege zu digitalen Innovationen in Litauen“. Als es für Litauen um den Beitritt zur Europäischen Union ging, sei die Digitalisierung zum entscheidenden Instrument geworden, um die Anforderungen aus Brüssel zu erfüllen.
Seit 2004 ist der baltische Staat mit seinen etwa 2,97 Millionen Einwohnern EU-Mitglied und mittlerweile bei der Digitalisierung eines der führenden Länder weltweit. Rund 700 Verwaltungsaufgaben können dort online abgewickelt werden, und rund 90 Prozent der Bevölkerung nutzen diese Möglichkeit. Die Digitalbranche stehe bereits jetzt für mehr als sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts, und sie wachse stark, betonte Čivilis.
Die Bevölkerung sei am Anfang wenig begeistert gewesen, räumte der Minister ein. „Man muss wohl erst einmal unpopuläre Entscheidungen treffen und die Entwicklung vorantreiben, später kann man die Menschen mitnehmen“, sagte Čivilis. Inzwischen sei die Digitalisierung jedoch vom Großteil der Bürgerinnen und Bürger akzeptiert.
Ein Unternehmen in zwei oder drei Tagen eröffnen
Wobei auch die Politik ab und zu Nachhilfe benötige, wie Giedrius Markevičius, Präsident des IT-Verbands Infobalt, berichtete. Der Verband habe anfangs viel Überzeugungsarbeit geleistet und der Politik vorgerechnet, wieviel Geld sich durch Digitalisierung einsparen lasse. „Viel wichtiger aber ist doch der Effizienzgewinn und wieviel Zeit die Bürger und Unternehmen sparen“, betonte er. Ein Unternehmen könne man in zwei oder drei Tagen eröffnen, Papier sei dazu nicht mehr erforderlich, lediglich eine Online-Registrierung.
Aus diesem Grund siedelten sich auch Firmen aus dem Ausland in Litauen an. „Alle großen Namen sind da“, sagte Markevičius. Um den Kenntnisstand hochzuhalten, organisiere der Verband regelmäßig Schulungen für Politiker – sowohl vor Wahlen als auch zweimal im Jahr für die Parlamentsabgeordneten, damit diese up to date darüber bleiben, welche Rahmenbedingungen die digitale Wirtschaft benötige.
Hoher Bildungsgrad als schlagendes Argument bei Investoren
Schon seit rund 20 Jahren setze Litauen konsequent auf hohe Bildungsstandards, sagte Professorin Saulė Mačiukaitė-Žvinienė, die an der Universität Vilnius das Zentrum für Innovation und Unternehmertum leitet. „Wir haben alles, was wir brauchen. Es geht nicht um den Abbau von Bürokratie oder die Politik, entscheidend sind die Menschen.“ Und dazu gehörten mittlerweile auch Erfindergeist und der Mut zur Selbständigkeit. Rund 80 Prozent der jungen Leute wollten am liebsten in ihrem eigenen Unternehmen arbeiten, vier von fünf Uni-Absolventen fänden sofort einen Arbeitsplatz. Bei Verhandlungen mit ausländischen Investoren sei das immer ein schlagendes Argument: „Das hohe Humankapital, der Wissenstand, den unsere Bevölkerung hat.“
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