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Mehr Mut zu Fehlern

Vier Personen bei einer Paneldiskussion, im Vordergrund ist Publikum zu sehen.

Dr. Christian Schifferdecker, Vorsitzender beim Deutschen Richterbund-Landesverband Berlin, wird sehr deutlich: „Ohne technischen Fortschritt ist der Rechtsstaat in Gefahr.“ Die Frage sei nicht, ob die Justiz moderne Technologien brauche, sondern wie schnell sie sie endlich bekommen könne. „Die Verfahren dauern immer länger und werden immer komplexer, auch bei uns droht der Nachwuchsmangel, die Zukunftsaussichten sind nicht rosig“, sagte der Richter beim Panel „Innovation aus drei Blickwinkeln: Wie Technologie den Gerichtssaal verändert“ auf der Smart Country Convention.

Digitale Hilfsmittel für mehr Effizienz – etwa Videoverhandlungen, Anonymisierungssoftware oder auch Tools, die Zeitleisten zu Abläufen erstellen – seien da unerlässlich. „Wir müssen richterliche Eitelkeit und übervorsichtigen Veränderungswiderstand überwinden“, sagte Schifferdecker, der Richter am Landessozialgericht in Potsdam ist. So sei etwa der Datenschutz ein wichtiges Thema, dürfe aber nicht länger ein Totschlagargument gegen die Digitalisierung sein.

Im Falle von KI-Unterstützung müssten die Mitarbeitenden in der Justiz entsprechende Kompetenzen entwickeln. Es könne nicht sein, dass „Hilfsmittel zur Effektivität nicht genutzt werden, weil sie falsch oder missbräuchlich verwendet werden können“. Bei 700 Seiten dicken Schriften, in denen gerade mal zwei Argumente stecken, wünsche er sich schon oft KI-Hilfe, die die wesentlichen Stellen vormerke, so Schifferdecker.

Der KI-basierte Anwaltsassistent

Fortschrittlicher geht es beim österreichischen Rechtsanwalt Dr. Alexander Skribe zu, der auch Geschäftsführer der No Code-Automatisierungsplattform Unoy ist. Er berichtet von seiner Kanzlei, in der jeder Mitarbeitende bereits einen eigenen KI-Assistenten hat, der ihn bei der Arbeit unterstützt. „Wir machen in einer Stunde 300 Schriftsätze fertig, die die Richter alle einzeln auslesen. Da entsteht natürlich ein Bruch. Ich als Anwalt brauche auch ein digitales Gegenüber an den Gerichten“, sagte Skribe. Er plädierte für eine gewisse Fehlerentspanntheit.

Die sieht auch Jan Christian Hesterberg, Vertriebsleiter und Prokurist bei ARKTIS IT solutions, als essentiell. Sein Unternehmen entwickelte Digitalisierungslösungen für den Gerichtssaal. „Es braucht Mut für Veränderungen und auch dazu, bewusst Fehler zu machen, um daraus zu lernen“, sagte er. Schulungen seien wichtig, denn neue Technik löse bei Vielen auch Widerstand aus, weil sie Angst hätten, sich zu blamieren, so der e-Justice-Experte.

Es sei gesellschaftlich zwingend notwendig, dass sich etwas ändert, „sonst geht der Glaube und das Vertrauen in die Justiz verloren“. Gerade auch im Hinblick auf den Mangel an Nachwuchs, sei es Zeit für Veränderungen. „Man muss Jüngeren den Freiraum geben, sie laufen lassen – und auch mal hinfallen“, so Hesterberg. Nur so sei man für Bewerberinnen und Bewerber attraktiv und wettbewerbsfähig. „Wir kriegen keine hochausgebildeten Leute für ein Steinzeitumfeld in der Justiz“, pflichtete Richter Schifferdecker ihm bei.

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