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Haßfurt auf dem Weg zur Smart City

Drei Schlagworte „gemeinsam“, „miteinander“ und „füreinander“ sowie 7 Abbildungen der Smart Green City Haßfurt.

Gemeinsam. miteinander. füreinander. Die drei Schlagworte der Smart Green City Haßfurt. Foto: Stadt Haßfurt

Haßfurt ist eine Kleinstadt in Unterfranken und steht, wie viele andere Städte und Gemeinden in Deutschland, vor den drängenden Zukunftsaufgaben im Bereich der digitalen Transformation. Themen wie der Umgang mit Daten, die intelligente Nutzung von Ressourcen oder auch infrastrukturelle Fragen sollen in Haßfurt bestmöglich beantwortet werden, sagt Dr. Madlen Müller-Wuttke, Projektleiterin des Modellprojekts Smart Green City Haßfurt. „Die Stadt strebt dabei einen gemeinwohlorientierten Ansatz an, der 2019 die Grundlage für die erfolgreiche Bewerbung im Bundesförderprogramm ‚Modellprojekte Smart Cities - Stadtentwicklung und Digitalisierung‘ des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) bildete. Unser Ansatz in Haßfurt war und ist das Konzept einer ‚Smart Green City‘, die die Effizienz städtischer Systeme steigert, die Lebensqualität der Bewohner verbessert, eine nachhaltige Entwicklung fördert und dabei technologische Innovationen im urbanen Umfeld nutzt.“

Sensoren, Monitoring und Virtual Reality

Konkret zeigt sich die Smart Green City Haßfurt beim Einsatz von Sensoren, um relevante Daten zu erfassen und auszuwerten. Die Stadt konzentriert sich dabei auf die Prävention und Reaktion auf Starkregenereignisse: „An strategisch wichtigen Messpunkten entlang der städtischen Mainzuflüsse wurden Sensoren installiert. Diese sind in der Lage, aktuelle Pegelstände zu ermitteln und über das stadteigene Kommunikationsnetz zu übermitteln. Die erfassten Daten werden in einem benutzerfreundlichen Dashboard visuell aufbereitet. Dieses Monitoring ermöglicht eine zeitnahe und effektive Reaktion bei Erreichen oder Überschreiten eines kritischen Wasserstandes und wird in Kürze als Informationsmeldung über verschiedene Kanäle an interessierte Bürgerinnen und Bürger übermittelt. Derzeit wird an der Integration weiterer meteorologischer und geodatenbasierter Informationen gearbeitet, um diese über den so genannten digitalen Zwilling auch in Form von Simulationen miteinander zu verschneiden und so noch schneller vor möglichen ‚Notfällen‘ zu warnen.“, sagt Müller-Wuttke.

Aber auch das kulturelle Erbe von Haßfurt soll mit Hilfe von Smart City Technologien für die Nachwelt festgehalten werden. Die Ritterkapelle ist ein wichtiges Wahrzeichen und Denkmal in Haßfurt. Aus der Kombination von Fotografie, Drohnentechnologie und photogrammetrischer Rekonstruktion ist ein 3D Modell der Ritterkapelle entstanden: „Diese digitalen Archive bieten einen langfristigen Zugang zu den Bauwerken, der für zukünftige Restaurierungsarbeiten, historische Forschung oder Bildungszwecke von unschätzbarem Wert ist.“, so Müller-Wuttke, „So kann es in einer Vielzahl von Anwendungen, von Virtual Reality bis hin zu komplexen Simulationsumgebungen, eingesetzt werden. Seit seiner Fertigstellung dient das 3D-Modell als digitaler Zwilling der Ritterkapelle und ermöglicht es Nutzern, das Bauwerk in einer virtuellen Umgebung zu erkunden.“

Daten – die Grundlage der Smart City

Daten sind auch in Haßfurt die Grundlage für die Smart Green City. Technologien wie das Internet der Dinge (IoT), Künstliche Intelligenz (KI) oder auch Big Data ermöglichen es Daten schneller zu erfassen, verarbeiten und analysieren. Prozesse in der Stadt können so optimiert werden, um bessere Entscheidungen auf Grundlage der Daten zu treffen. Eines der wichtigsten Instrumente in der Smart Green City Haßfurt ist deshalb die urbane Datenplattform: „Diese etabliert sich als grundlegendes Instrument zur Verwaltung und Nutzung der im Rahmen der Smart City gesammelten Rohdaten. Als integraler Bestandteil der städtischen Infrastruktur koordiniert und harmonisiert sie die in der Stadt gesammelten Datenströme. Dabei berücksichtigt sie wesentliche Aspekte wie Datenhoheit und Datensouveränität. Sie regelt alle Zugriffsanforderungen auf städtische Daten und steuert die Datenverteilung von der Quelle bis zum Ziel. Diese Plattform soll es der Stadt langfristig ermöglichen, datenbasierte Entscheidungsprozesse effizient zu gestalten und Anwendungen adäquat zu steuern. Darüber hinaus soll durch Schnittstellenanpassung und Standardisierung eine Übertragbarkeit auf andere Kommunen entwickelt und erprobt werden.“

Tipps auf dem Weg zur Smart City

Madlen Müller-Wuttke hat als Projektleiterin des Modellprojekts Smart Green City Haßfurt konkrete Tipps, die Städten und Gemeinden auf dem Weg zur Smart City helfen können:

Konzept: Für Haßfurt wurden die lokalen Bedürfnisse und Herausforderungen analysiert, um abzuleiten in welchen Bereichen technologische Lösungen den größten Einfluss haben können.

Bottom-up-Prinzip: Die Meinungen und Ideen der Bürgerinnen und Bürger sind essenziell auf dem Weg zur Smart City, um herauszufinden, welche Verbesserungen sie sich in ihrer Stadt oder Region wünschen.

Ziele: Ziele müssen klar und messbar definiert werden, zudem sollten Prioritäten gesetzt und Meilensteine festgelegt werden. Das macht die Smart City Initiative greifbarer.

Partnerschaften: Unterschiedliche Akteure wie Unternehmen, Universitäten oder auch gemeinnützige Organisationen können ihre Expertise und Ressourcen im Prozess der Smart City einbringen und Bereiche wie Technologie, Forschung und Implementierung unterstützen.

Klein anfangen und groß werden: Für erste sichtbare Erfolge wurden kleine Projekte angestoßen, um die Wirksamkeit von Smart-City-Lösungen zu testen, für die Bürgerinnen und Bürger zu veranschaulichen und Anpassungen vorzunehmen.

Infrastruktur: Städte und Gemeinden sollten in die nötige Infrastruktur investieren. IoT-Sensoren, -Netzwerke und -Rechenzentren sind Schlüsselkomponenten einer Smart-City-Infrastruktur. Sicherheit und Datenschutz sollten dabei nicht aus den Augen verloren werden - insbesondere die Wahrung der Datenhoheit und Datensouveränität.

Wissenstransfer: Mitarbeitende, Bürgerinnen und Bürger sollten bestmöglich über neue Technologien, Prozesse und Veränderungen informiert werden, um sie nah in den Smart-City-Prozess einzubeziehen. Dies kann zum Beispiel durch Workshops oder Informationsabende geschehen, um die Akzeptanz und das Verständnis für Smart City Lösungen zu fördern.

Evaluation: Erfolge sollten gemessen und erkannt werden, um den Entwicklungsprozess zu verfolgen. Bereiche, in denen die Entwicklung ins Stocken gerät, werden dabei identifiziert und Verbesserungen angestoßen.

Smart-City-Initiativen sind keine Patentlösungen: Die Bereiche und Entwicklungsschritte müssen auf die spezifischen Bedürfnisse und Gegebenheiten einer Stadt oder Region angepasst werden. Sorgfältige Planung, enge Zusammenarbeit und kontinuierliche Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern, Verwaltung, Wirtschaft, Politik und Wissenschaft sind der Schlüssel zum Erfolg und ein kontinuierlicher Prozess.

Und das Wichtigste: Verlieren Sie nicht den Mut und die Motivation.

Meinungen, Erwartungen und Ängste

Die Menschen in Haßfurt reagieren ganz unterschiedlich auf die Smart City Projekte der Stadt. „Kommunikation ist hier das Schlüsselelement“, betont Müller-Wuttke. „Um Akzeptanz und Umsetzung unserer Smart City Lösungen anzustreben und zu erreichen, ist eine offene Kommunikation mit unseren Bürgerinnen und Bürgern von entscheidender Bedeutung. Transparenz über die Ziele, Vorteile und Auswirkungen des Projekts sowie die Möglichkeit für Bürgerinnen und Bürger, ihre Anliegen, Fragen und Vorschläge zu äußern, trägt dazu bei, Vertrauen aufzubauen und Bedenken anzusprechen. Zur besseren Veranschaulichung unserer Projekte haben wir unter anderem unser Stadtlabor als zentralen Ort der Begegnung und des Experimentierens eingerichtet.“ Im Stadtlabor ist eine „Art Smart City zum Anfassen“ entstanden, um die Projekte für die Menschen der Stadt greifbarer zu machen. Haßfurt setzt außerdem auf eine starke Präsenz auf der Smart City-Website und dem zugehörigen Instagram-Kanal. „Eine Smart City für alle - egal ob Onliner oder Nonliner. Denn eine Smart City lebt vom Miteinander. Nur gemeinsam können Veränderungen stattfinden und Entwicklungen vorangetrieben werden“, betont Müller-Wuttke.

Die älteren Bürgerinnen und Bürger stehen dem Projekt Smart Green City sehr aufgeschlossen gegenüber, freut sich Müller-Wuttke: „Sie stellen Fragen und zeigen großes Interesse an den Projekten und was dahintersteckt. Egal ob jung oder junggeblieben - wir versuchen unsere Bürgerinnen und Bürger über verschiedenste Kanäle zu begeistern und zu motivieren. Aber auch über Kooperationspartner wollen wir allen die Möglichkeit zum Mitmachen und Mitgestalten geben. So organisieren wir unter anderem gemeinsame Veranstaltungen mit Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft, um zu informieren und Raum für Austausch zu schaffen.“

Smart Green City ohne Ende

Auch wenn das Förderprogramm „Modellprojekte Smart Cities“ vom BMWSB Ende der 2020er auslaufen wird, wird das Thema Smart Cities die Städte und Regionen in Deutschland auch darüber hinaus weiterbeschäftigen. „Haßfurt wird sich hoffentlich durch die nachhaltigen und innovativen Projekte mit und für die Bürgerinnen und Bürger weiterentwickeln. Unsere Smart Green City beinhaltet die Implementierung verschiedener Technologien, Prozesse und Dienstleistungen, um die Effizienz, Nachhaltigkeit und Lebensqualität in unserer Stadt zu verbessern und soll die Grundlage schaffen, daran weiterzuarbeiten“, sagt Projektleiterin Madlen Müller-Wuttke.

Weitere Infos zur Smart Green City Haßfurt gibt es hier.

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