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Gastbeitrag: Von Wadgassen zu SMARTgassen
Die Gemeinde Wadgassen im Saarland sucht und findet Mittel und Wege, den demografischen Wandel auszubremsen; denn wie viele andere Kommunen kämpfen auch wir mit den Herausforderungen des ländlichen Raumes. Durch mein Ziel, die digitalste Kommune im Saarland zu werden und sich von der reinen Wohngemeinde zur Zukunftsgemeinde zu entwickeln, werden in Wadgassen stetig neue (Pilot-)Projekte umgesetzt und bestehende Strukturen neu gedacht.
Am Anfang stand die Idee
Als wir im Oktober 2020 zu einem „Smart-City“-Workshop mit den Führungskräften der Verwaltung und einigen anderen Mitarbeitenden eingeladen haben, hat noch niemand von uns geahnt, wie sehr das Thema Digitalisierung in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnt. Bei dem Workshop stellten wir uns die Frage „Wie soll die Gemeindeverwaltung im Jahr 2050 aussehen?“.
Doch die Corona-Pandemie hat uns allen gezeigt wie schnelllebig die Zeit ist, in der wir leben und ehe man sich versah, steckten wir mitten in einer nie dagewesenen Turbo-Digitalisierung; denn die Pandemie hat auf die Digitalisierung gewirkt wie ein Brandbeschleuniger.
Der Veränderungsprozess
Heute sind wir in der Gemeinde Wadgassen ein ganzes Stück weitergekommen. Mobiles Arbeiten, team- und ämterübergreifende Kommunikationstools oder Videokonferenzen gehören zum Alltag der Mitarbeitenden und werden längst nicht mehr hinterfragt. Doch das ist alles nur der Anfang, ein Teilaspekt des „Großen Ganzen“. Es drängt sich die Frage auf, wie wir als vermeintlich kleine Gemeinde ein Vorreiter im Bereich Digitalisierung und smarter Verwaltung werden können.
Der Schlüssel ist ein gut aufgestelltes Team, welches den Prozess koordiniert, eine kompetente externe Beratung, die unsere Entwicklung von außen begleitet und natürlich die Motivation und der Wille unserer Führungskräfte und Mitarbeitenden. Die Gemeinde Wadgassen hat also einen groß angelegten Change-Prozess angestoßen. Dieser Veränderungsprozess hat – neben dem offensichtlichen Ziel der Weiterentwicklung der Digitalisierung – auch agile Arbeitsstrukturen, smarte Verwaltungsabläufe und eine Personal- sowie Organisationsentwicklung als Vorgabe.
Zukunftsgemeinde
Wie viele andere ländlichere Kommunen, kämpft auch die Gemeinde Wadgassen mit einem stetigen Einwohnerschwund. Um dem entgegenzuwirken, brauchen wir den Zuzug junger Familien, die sich hier wohlfühlen können und Wurzeln schlagen. Schon lange herrscht deswegen zwischen den Kommunen ein knallharter Wettbewerb um die Bürgerinnen und Bürger der Zukunft. Zum „Recruiting" der Einwohnerinnen und Einwohner gehören deswegen gute Betreuungsangebote und moderne Bildungseinrichtungen, eine Infrastruktur die Spielplätze bereithält, lokale Einkaufsmöglichkeiten bietet und ein urbanes Lebensgefühl transportiert und natürlich ein smarter Umgang mit den Bürgerinnen und Bürgern. Dazu brauchen wir alternative Mobilitätsformen, wie zum Beispiel Carsharing, Leihfahrräder und Mobilität on Demand. Digitaler Infrastruktur, moderne und intuitive Bürgerservices. Es ist wichtig, diese Aspekte bei allen Entscheidungen mitzudenken, denn so lassen sich diese Strukturen Stück für Stück aufbauen. Erste Tendenzen in die richtige Richtung lassen sich bereits jetzt in Wadgassen erkennen. Durch die moderne Datenplattform des Berliner Start-Up „Polyteia“, die wir als Pilotkommune als erstes nutzen konnten, können wir in Echtzeit die Bevölkerungsentwicklung einsehen und stellen fest, dass wir den demografischen Wandel bereits ausbremsen konnten. In manchen Ortsteilen übersteigt die Geburtenrate sogar die Sterberate und steigende Zuzüge von jungen Familien bremsen den Bevölkerungsrückgang in der Gemeinde Wadgassen deutlich aus.
Smartcity als Antwort
Doch auch das „Personal-Recruiting“ ist eine Herausforderung für den öffentlichen Dienst geworden. Wir müssen uns auch als Arbeitgeber weiterentwickeln und für unsere aktuellen und neuen Mitarbeitenden attraktiv bleiben, insbesondere aus der Generation Z. Dazu zählt ein moderner und mobiler Arbeitsplatz, ebenso wie agile Arbeitsstrukturen und flexible Arbeitszeiten. Eine kontinuierliche Schulung der Führungskräfte, sowie ein direkter Draht in die Abteilungen. Mit dem Erarbeiten eines Führungsleitbildes und eines Unternehmensleitbildes, mit regelmäßigen Team-Workshops und Klausurtagungen der Führungskräfte, dem Bereitstellen von Dienst E-Bikes und E-Scootern haben wir wichtige erste Grundsteine für die Zukunft gelegt.
Großstädte haben längst kein Patent mehr auf das Thema Digitalisierung und den Begriff Smart Cities. Ländliche Kommunen wie Wadgassen können ihre Chance als Smart Country oder Smart Region nutzen; denn Zukunft ist Veränderung – und die Gemeinde Wadgassen hat Lust auf Zukunft!
Weitere Infos: www.smartgassen.de
Über den Autor
Sebastian Greiber ist Jahrgang 1980 und seit 2014 Bürgermeister der Gemeinde Wadgassen. 2019 wurde er mit 72% für seine 2. Amtszeit bis 2029 bestätigt. Gemeinsam mit jungen Bürgermeistern hat er 2018 ein Reformpapier für den saarländischen IT-Zweckverband eGo-Saar vorgelegt und anschließend federführend den Reformprozess begleitet und vorangetrieben. Seit 2022 ist er Vorsitzender des Aufsichtsrates des neu aufgestellten eGo-Saar, dem alle saarländischen Gemeinden, Städte und Landkreise angehören. Wesentliches Ziel des Verbandes ist die Standardisierung der kommunalen IT-Strukturen.
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