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Frauen in der IT – Jana von GovMarket meint „das geht auch anders“
Ein Beispiel von vielen, das junge, erfolgreiche Frauen in Führungspositionen erleben. Auch 2022 ist es in einigen Branchen nicht selbstverständlich als Frau ein Unternehmen zu leiten – die IT macht da keine Ausnahme.
Jana Janze ist Geschäftsführerin von GovMarket, einem jungen Startup, das Staat und Unternehmen zusammenbringt, um die Beschaffung und damit die Arbeitsabläufe in der öffentlichen Verwaltung zu revolutionieren. Als Geschäftsführerin von GovMarket hat sie immer wieder Situationen, wie oben beschrieben, erlebt: „Mich macht das wütend. Ich bin fast 40, habe mehrere Teams geführt, große IT-Projekte begleitet und baue gerade ein Unternehmen auf. All das sollte mich eigentlich stolz machen – und diese Sprüche sind dann Nadelstiche. Dass meine Mitarbeiterinnen leere Flaschen und Tassen wegräumen sollen und ihnen anschließend gesagt wird, dass ‘sie sich doch nicht so haben sollen’. Dass uns auf Messen weniger fachliches Know-How zugetraut wird. All das muss doch nicht mehr sein.“ Es gibt aber auch viele positive Beispiele, betont Jana: „Wir stellen fest, dass es immer mehr Frauen in der Tech-Welt gibt und viele Menschen, die sich für mehr Gleichberechtigung engagieren. Überhaupt setzen sich immer mehr Personen für Diversität in die Verwaltung ein – und dazu zählen tolle Menschen aller Identitäten. Gemeinsam kämpfen wir weiter.“
Zahlen und Fakten
Wenn nur die Zahlen betrachtet werden, ist der Bereich eGovernment verhältnismäßig paritätisch besetzt. Unterschiede gibt es aber, wenn es die Karriereleiter nach oben geht: Die „höheren Positionen“ in den Führungsebenen sind aktuell mehrheitlich von Männern besetzt. „Das Spannende ist jedoch, dass es nicht nur in der Verwaltung so ist. Auch die GovTechs mit denen wir arbeiten sind sehr männer-lastig. Es gibt auch hier so viele Untersuchungen, wie die der Allbright-Stiftung. Start-ups sind männlich und weiß besetzt. Der einzige Unterschied zur Verwaltung und den Unternehmen: Die weißen Männer sind jünger.“, lacht Jana. Und dennoch: “Das wird aber mehr und mehr durchbrochen. Ich merke, auch hier, dass es Veränderungen gibt.”
Es geht aber nicht nur um mehr Frauen bei der Arbeit im Public Sector. Jana meint, „Diversity und Inklusion in einem Team sind zwei der wichtigsten Faktoren, um gut menschzentriert zu arbeiten.“ Im Bericht zum Diversity Management von Matthias Hörmeyer (Referent im Programmbereich Organisations- und Informationsmanagement bei der KGSt [Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement]) klingt das so: „Diversity bedeutet in erster Linie Perspektivenvielfalt. Diese Vielfalt entsteht dadurch, dass jede Person durch ihre Erfahrungen und ihre aktuelle Lebenssituation sowie damit verbundenen Bedürfnisse individuell ist.“ Die Perspektivenvielfalt kann im nächsten Schritt dazu führen, Antworten auf große Themen wie den demografischen Wandel, komplexe Prozesse oder auch Erwartungen an die Arbeitswelt zu finden.
Sehen und gesehen werden
Um die Diversität zu erreichen, braucht es viele Maßnahmen. Eine der wichtigsten ist für Jana die Sichtbarkeit: „Wir müssen Sichtbarkeit für die Frauen schaffen. Und da kann jede:r von uns beitragen: wir als Unternehmen, die männlichen Führungskräfte in der Verwaltung und auch ich persönlich. Als GovMarket achten wir beispielsweise darauf, dass wir auch die von Frauen geführten Start-ups sichtbar machen. Und da gibt es so viele gute Ideen von Gründerinnen, die einen großen Mehrwert für die Verwaltung schaffen. Ich selbst kann dazu natürlich genauso beitragen. Was mir beispielsweise in der letzten Zeit immer wieder auffällt: Es gibt wieder mehr sogenannte ‚Manels‘ - rein männlich besetzte Diskussionsrunden auf Konferenzen. Wenn es innerhalb dieser Manels zumindest einen Hauch von Diversität gebe, wäre das schon ein kleiner Gewinn. Allerdings sind die Männer auch hier in der Regel gleich alt und weiß. Deswegen schlage ich, wenn ich zu einer Diskussionsrunde eingeladen bin und keine Zeit habe, immer mindestens eine Frau als Ersatz vor. Gleichzeitig -und das ist immer ein schmaler Grat - dürfen wir niemanden benachteiligen. Ich möchte nicht, dass Veränderung auf dem Rücken von Ungerechtigkeit aufgebaut wird.“
Nachwuchs dringend gesucht
Bis 2030 wird die öffentliche Verwaltung mehr als eine Million Mitarbeiter:innen verlieren. Um diese Lücke zu schließen, wird jetzt schon händeringend Nachwuchs gesucht. Was brauchen junge Menschen, die in der Verwaltung Fuß fassen wollen, Jana? „Durchhaltevermögen. Und Lust auf sinnhafte und sinnstiftende Arbeit. Allerdings in der Tat beides in Kombination und nur dann, wenn wir diese Positionen wirklich besetzen müssen. Denn man wird nicht alle Stellen besetzen können und wollen. Egal wer auch immer anfängt, die Frage im Arbeitsalltag muss sein ‘Wie kann man zum Beispiel die Prozessschritte automatisieren oder vereinfachen?” Gleichzeitig wird es so einiges geben, wo man denkt, dass etwas nicht sinnvoll ist oder man Dinge tun muss, die keinen Mehrwert schaffen. Das muss man hinterfragen. Eigentlich doch ganz einfach, oder?“ Außerdem müssen bestehende Mitarbeiter:innen langfristig gehalten werden können, betont Jana. Wichtig sind dabei individuelle Arbeits- und Hierarchiemodelle. „Die Anwesenheit oder Dauer in einer Position sollte da nicht das einzige Karrierekriterium sein. Uns stehen so viele Technologien zur Verfügung. Aus meiner Sicht können dadurch Familie und Beruf viel besser miteinander vereinbart werden – ob remote oder in Teilzeit. Und gerade die Arbeit in Teilzeit darf nicht mehr das Karriereaus sein, ob für Frauen oder Männer. Diese Denkmuster zu durchbrechen ist gar nicht so einfach, wenn man sich nicht bewusst ist, dass sie existieren, weil man zum Beispiel glaubt, dass einfach nur nach Leistung befördert wird.“ Und wie bringen wir die entsprechenden Personen in Führung, Jana? „Einfach machen.“
Mehr Infos zu GovMarket gibt’s hier.
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