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Das Sankt Wendeler Land auf dem Weg zur Smart Region
„Der Landkreis Sankt Wendel hat sich bewusst entschieden, das Thema Smarte Region/Smart City aktiv anzugehen, um die vielfältigen Chancen der Digitalisierung für eine nachhaltige Regionalentwicklung zu nutzen und die Herausforderungen ländlicher Regionen, wie den demografischen Wandel, den Fachkräftemangel, eine hohe Pkw-Dichte und weitere infrastrukturelle Defizite zu bewältigen“, sagt Lukas Schommer von der Stabsstelle Digitalisierung im Landkreis Sankt Wendel.
10 Handlungsfelder der Smart Region
Der Landkreis hat 10 Themenfelder und Projekte definiert, in denen die digitale Transformation zum Tragen kommen soll – von der Mobilität über regionale Wertschöpfung bis zu Gesundheit und Pflege sollen möglichst alle Aspekte des täglichen Lebens beachtet werden, meint Schommer.
Eine besonders erfolgreiche Initiative ist „Smart, Land, Bus“. Dieser bedarfsorientierte Rufbus funktioniert über eine App und kombiniert Fahrten effizient, um Leerfahrten zu vermeiden und Emissionen zu senken. Dieses Pilotprojekt wurde sogar schon unter dem Namen „flitsaar“ auf andere saarländische Kommunen ausgeweitet. „Damit wird die Region mobiler und vernetzter“, sagt Schommer.
Ein weiteres Beispiel ist das Projekt „Rohstoff Daten“, bei dem LoRaWAN-Sensoren an strategischen Stellen installiert wurden. Diese messen Pegelstände und Wetterdaten in Echtzeit und helfen dabei, die Gefahr von einem Hochwasser frühzeitig zu erkennen. Anfang des Jahres kamen die Sensoren schon zum Einsatz, als es stark geregnet hat. Katastrophenschutz und Feuerwehr konnten auf die Daten der Pegelsensoren zurückgreifen und schnell Hochwasserschutzmaßnahmen ergreifen.
Alle Daten laufen auf einer eigenentwickelten Datenplattform zusammen. Im Rahmen des Südwest-Clusters, einem Verbund aus rheinland-pfälzischen Smart Cities und dem Landkreis Sankt Wendel wurde die Plattform entwickelt. „Die aufbereiteten Daten unterstützen die Landkreisverwaltung und seine Kommunen bei Planungs- und Entscheidungsprozessen - ergänzt durch smarte Services und Anwendungen, die das gesellschaftliche Leben und die Daseinsvorsorge verbessern“, sagt Schommer.
Nicht ohne die Bürgerschaft
Neben den technologischen Maßnahmen ist die Bürgerbeteiligung in der Region ein zentraler Punkt. Durch analoge und digitale Formate wie Workshops und Online-Umfragen wurden und werden die Menschen aktiv in die Planung eingebunden. Auf diese Weise wird das Smart Wendeler Land nicht nur smarter, sondern auch sozial und nachhaltig gestaltet.
Spannend ist besonders, wie ältere und jüngere Menschen in der Region auf das Projekt reagieren: „Wir haben schon gemerkt, dass oftmals das Engagement und die Affinität älterer Personen im Umgang mit Technologien unterschätzt wird. Trotz der täglichen Berührungspunkte mit digitalen Medien gibt es aber gerade hohen Erklärungsbedarf bei den Jugendlichen. Deshalb sprechen wir im Smart Wendeler Land von digital nichtaffinen Personen, die alle Altersgruppen umfassen.“ So werden die Schulungen und Workshops rund um die Smart Region Projekte allen angeboten und nicht nur einer bestimmten Altersgruppe. „Durch die vielfältigen Ansätze möchten wir sicherstellen, dass digital nichtaffine Menschen nicht nur mitgenommen, sondern aktiv in die digitale Transformation der Region einbezogen werden.“
Und auch ganz analog hat das Smart Region Projekt einen Einfluss, sagt Schommer: „Zusätzlich schaffen wir durch die Belebung der Dorfmitten in den Kommunen Anlaufstellen vor Ort, die persönliche Unterstützung und Beratung bieten. Hier können sich digital nichtaffine Menschen informieren und individuell unterstützen lassen.“
„Digitalisierung nicht isoliert betrachten“
Lukas Schommer hat fünf konkrete Tipps für Städte und Gemeinden auf dem Weg zur Smart City / Smart Region:
- Klare Vision und Mission definieren: Eine gemeinsame Vision und Mission schaffen, die alle Beteiligten vereint und motiviert, unter Berücksichtigung regionaler Herausforderungen und Potenziale.
- Partizipation und Kommunikation fördern: Wir haben kreative Workshops, Beteiligungsformate und Interviews mit verschiedensten Interessengruppen durchgeführt. Zudem waren wir mit unserem Infomobil und bei lokalen Veranstaltungen direkt in den Kommunen vor Ort. Es ist entscheidend, dass die Menschen sich mitgenommen und gehört fühlen, denn sie sind die Nutzerinnen und Nutzer der digitalen Lösungen.
- Integrierte und vernetzte Maßnahmen planen: Digitale Projekte sollten nicht nur mit den lokalen Gegebenheiten und Bedarfen verknüpft sein, sondern auch untereinander integriert werden (z.B. Weiterleitung von der Landkreis-App zu flitsaar).
- Kontinuierliche Abstimmung und Flexibilität: Regelmäßige Abstimmungen innerhalb der Verwaltung und in ausgewählten Gremien helfen dabei, auf Veränderungen und neue Erkenntnisse schnell zu reagieren und die Strategie fortwährend zu verbessern.
- Auf vorhandenen Strukturen aufbauen: Wir haben mit einer detaillierten Status-quo-Analyse begonnen, um bestehende Projekte, Strukturen und Ressourcen zu identifizieren und darauf aufzubauen. Das spart Zeit, Kosten und Ressourcen.
Vision statt Abschluss
Wie auch in den meisten anderen Smart Cities und Smart Regions gibt es keinen Endpunkt für die digitale Transformation. Schommer betont stattdessen, dass die Region Sankt Wendel eine klare Vision hat: „Wir wollen die Digitalisierung nutzen, um unsere Region zukunftsfähig zu machen, ohne dabei die lokalen Gegebenheiten und das Gemeinschaftsgefühl zu verlieren.“ Denn anders als in vielen Smart Cities und Ballungszentren seien viele Grundstrukturen hier auf dem Land nicht vorhanden und müssen erst neu aufgebaut werden. „Digitalisierung ist kein statischer Prozess, sondern erfordert ständige Anpassung und Weiterentwicklung, um den einzigartigen Anforderungen unserer Region gerecht zu werden.“
Bis Ende 2027 wird das Smart Wendeler Land noch durch das Förderprogramm „Modellprojekte Smart Cities“ finanziell unterstützt: „Wir legen jetzt den Grundstein für eine langfristige Transformation, die das Sankt Wendeler Land noch lebenswerter und moderner macht“, sagt Schommer abschließend.
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