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Gütersloh auf dem Weg zur Smart City

Ein älterer Mann mit einem Tablet in der Hand, rechts neben ihm eine junge Frau, die ihm etwas auf diesem Tablet zeigt

Gütersloh legt großen Wert darauf, alle Menschen in den Smart City Prozess einzubeziehen. Foto: Gütersloh digital

2017 hat Gütersloh den wohl größten Bürgerbeteiligungsprozess der Stadt gestartet – hunderte Bürgerinnen und Bürger, Verantwortliche aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung haben sich zusammengetan und zahlreiche Ideen und Ansätze gesammelt, wie die Digitalisierung das Leben in der Stadt einfacher und nachhaltiger gestalten kann. „Der Grundstein war damit gelegt und das Förderprogramm ‚Smart Cities made in Germany‘ hat sich nahezu perfekt zur Umsetzung der Ideen angeboten“, sagt Sandra Causemann, Referentin für den digitalen Wandel bei der Stadt Gütersloh. Sie und ihr Team haben sich zur Initiative „Gütersloh digital“ zusammengeschlossen, um gemeinsam die Transformation zur Smart City anzugehen.

Fördermittel für konkrete Projekte

Durch das Förderprogramm, das damals noch vom Bundesministerium des Innern und für Heimat getragen wurde, fließen seit 2020 8,5 Millionen Euro Fördermittel nach Gütersloh. Die Stadt investiert das Geld in konkrete Maßnahmen, um smarter und nachhaltiger zu werden:

- Die Jungbäume der Stadt werden mit Sensoren ausgestattet, um die Bäume bedarfsgerecht mit Wasser zu versorgen. Vor dem Hintergrund des Klimawandels können sie so erhalten und die Ressource Wasser effizient eingesetzt werden.

- Via Sensoren wird die Passantenfrequenz in der Innenstadt ermittelt. Auf diese Weise kann Gütersloh Erkenntnisse für eine nachhaltige, attraktive und zukunftsfähige Innenstadt ableiten. Das Thema Datenschutz spielt hierbei eine besonders große Rolle.

- Auch der Winterdienst in Gütersloh soll smarter werden – durch Sensoren, die gezielt auf Frostbildung aufmerksam machen und den Einsatz von Streumittel effizient steuern können.

- Das Herzstück in Gütersloh ist das „Smart City Ökosystem“, die Urban Data Platform. Auf der Plattform laufen zahlreiche Daten aus Sensoren, IoT-Geräten und sozialen Medien ein und helfen, bessere Entscheidungen zu treffen – beispielsweise zur Optimierung der Verkehrsströme für das Management von Energie- und Wasserversorgung oder auch zur höheren Sicherheit in urbanen Gebieten.

Gütersloh auf der SCCON

Wie das Smart City Ökosystem genau funktioniert, zeigt Gütersloh digital vom 15. bis 17. Oktober 2024 auf der SCCON: „Die Smart Country Convention ist für uns seit Jahren ein Pflichttermin. Wir freuen uns darauf, mit anderen Kommunen und Institutionen ins Gespräch zu kommen und interessante Lösungen kennenzulernen, die wir als Ideen mit nach Gütersloh nehmen“, sagt Causemann. „In diesem Jahr haben wir auch einen aktiven Part und stellen unser Smart City Ökosystem auf den Ständen des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen und des Bundesministeriums für Wohnen Stadtentwicklung und Bauwesen vor. Andere Kommunen sollen als Mandanten unser Smart City Ökosystem nutzen und im besten Fall als Entwicklungsgemeinschaft mit uns weitere Use Cases entwickeln.“

Open Source als Standard

Gütersloh hat sich schon frühzeitig dazu entschlossen bei der Entwicklung der Smart City Technologien auf Open Source Tools zu setzen. „Zum einen halten wir damit die Vorgaben seitens des Fördermittelgebers ein, zum anderen haben wir selbst schon sehr positive Erfahrungen mit Open-Source-Software gesammelt. Einige der Vorteile, die wir darin sehen, sind die Kostenersparnis, eine hohe Anpassbarkeit, der Community-Gedanke, keine Abhängigkeit von Anbietern sowie eine hohe Kompatibilität und Interoperabilität.“

Die Bürgerinnen und Bürger in der Smart City

Die meisten Menschen reagieren sehr positiv auf die Smart City Projekte, sagt Causemann – sie sind neugierig, was in der Stadt passiert. Es sei aber trotzdem auch eine große Herausforderung alle Menschen mitzunehmen, da vieles in der Smart City nicht auf den ersten Blick zu sehen ist. „Daher ist es uns wichtig, den Nutzen unserer Projekte zu erklären, am besten so konkret wie möglich.“

Aus diesem Grund hat sich Gütersloh digital auch starke Partner an Board geholt, um besonders ältere Menschen bei der Transformation zur Smart City mitzunehmen. Zusammen mit der Volkshochschule Gütersloh wurde so beispielsweise die Digitale Probierstadt ins Leben gerufen. Seniorinnen und Senioren können so digitale Themen und Materialien spielerisch entdecken und ausprobieren. Ängste und Vorurteile werden dadurch abgebaut. Und weil es sich in gewohnter und entspannter Atmosphäre am besten lernt – kommt die Digitale Probierstadt zum Seniorenkaffee oder dem Treffen vom Kirchenkreis. Ist das Interesse erstmal geweckt und sind Hemmschwellen abgebaut, gibt es unterschiedliche Folgeangebote, auf die so genannte Lernbegleiter hinweisen.

Das Konzept, das Gütersloh digital gemeinsam mit der Seniorenbeauftragten der Stadt Gütersloh, der Volkshochschule und dem Hasso-Plattner-Institut entwickelt hat, hat sich bewährt und Causemann empfiehlt es auch anderen Städten auf dem Weg zur Smart City.

Tipps auf dem Weg zur Smart City

Was sind die wichtigsten Erkenntnisse, die Sie in den vergangenen Jahren gewonnen haben, Frau Causemann?

1. Nur Lösungen, die den Menschen in den Vordergrund stellen, sind gute Lösungen.
2. Die Technologie ist nur ein Hilfsmittel, und niemals der Mittelpunkt.
3. Es ist besonders wichtig, von Anfang an auf die Folgekosten zu achten.

Abschluss Smart City?

Über die Hälfte des Förderzeitraums ist in Gütersloh inzwischen abgelaufen – 2026 endet das Förderprogramm – endet dann auch die Transformation zur Smart City Gütersloh? Das verneint Sandra Causemann: „Eine Smart City zu gestalten ist eine Daueraufgabe. Zum einen ist damit auch eine Haltungsänderung der Menschen verbunden, die einige Zeit in Anspruch nimmt. Zum anderen geht es um Innovation, eine Smart City entwickelt sich immer weiter. Daher glaube ich, dass dieses Projekt niemals ganz abgeschlossen sein wird.“

Den aktuellen Entwicklungsstand, konkrete Projekte, Hindernisse und Best Practices präsentiert Gütersloh digital vom 15. bis 17. Oktober 2024 auf der Smart Country Convention in Berlin.

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