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Gießener Land auf dem Weg zur Smart Region

Landschaftsansicht des Landkreises Gießen mit vier grafischen Elementen zu den Themen „Smart Saniert“, „Smart Gebildet“, „Smart Umsorgt“ und dem „Open Data Hub“

Smart Saniert, Smart Gebildet, Smart Umsorgt und Open Data Hub – die vier Säulen des Smarten Gießener Landes Foto: Smartes Gießener Land

Digitalisierung, nachhaltige Kreisentwicklung und Klimaschutz – in diesem Dreiklang geht das Smarte Gießener Land der Zukunft entgegen. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig die Digitalisierung in allen Lebensbereichen ist. Gleichzeitig wurden auch die Herausforderungen aufgezeigt, insbesondere mit Blick auf die digitalen Kompetenzen und die technische Ausstattung der Bürgerinnen und Bürger. Der Landkreis Gießen geht die Digitalisierung deshalb ganzheitlich an und bezieht die Menschen in der Region in den Projektprozess eng mit ein. „Ziel ist es, die Digitalisierung in den Dienst der Menschen zu stellen und die Lebensqualität im Landkreis zu verbessern. Mit dem Modellprojekt ‚Smartes Gießener Land‘ möchte der Landkreis Gießen zukunftsfähige Lösungen für regionale Herausforderungen entwickeln und dabei die Chancen der Digitalisierung optimal nutzen“, sagt Anita Schneider, Landrätin des Landkreises Gießen.

Von digitaler Bildung bis dynamischem Wärmekataster

Konkrete Projekte werden dabei in folgenden Bereichen umgesetzt:

• Digitale Bildung und Kompetenzförderung:
Das Projekt "Smart Gebildet" richtet Social Hubs als zentrale Anlaufstellen für digitale Themen ein. Hier können die Menschen aus dem Gießener Land, digitale Techniken und Geräte ohne Druck und unter Anleitung kennenlernen. Das „Digital.Mobil“ ist dabei ein besonderes Angebot – ein Bus, der die Bildungsangebote zu den Menschen in die verschiedenen Orte der Region bringt.

• Datennutzung und Infrastruktur:
Mit dem "Open Data Hub" schaffen wir eine Datenplattform, die im ersten Schritt den Fokus auf die Bereiche Mobilität und Klimaschutz legt. Mit Hilfe von LoRaWAN werden Sensoren und Geräte vernetzt, zudem wird ein smartes Liegenschaftsmanagement eingeführt und ein Nachhaltigkeitsdashboard entwickelt, welches die wichtigsten Informationen für die Bürgerinnen und Bürger im Landkreis übersichtlich aufbereitet.

• Gesundheit und Wohlbefinden:
"Smart Umsorgt" setzt verschiedene Initiativen um. Umweltsensoren werden zur Hitzeprävention eingesetzt, um gefährdete Bevölkerungsgruppen zu schützen. Ein „ReAAL-Labor“ demonstriert Ambient Assisted Living-Technologien*, um insbesondere ältere Menschen mit diesen Möglichkeiten vertraut zu machen. Außerdem wird die Kommunikation in Leitstellen durch eine Speech-to-Text-Technologie optimiert, was die Notfallversorgung effizienter gestaltet und den Dokumentationsaufwand enorm verringert.

* Unter Ambient Assisted Living (AAL) versteht man technische Assistenzsysteme, die das Umfeld mit neuen Technologien verknüpfen, um Menschen mit Unterstützungsbedarf mehr Selbstständigkeit zu ermöglichen. Beispielsweise alarmieren vernetzte Systeme beim Verlassen der Wohnung, wenn Herd oder Kaffeemaschine nicht ausgeschaltet, Fenster unverschlossen sind oder das Licht noch brennt.

Außerdem unterstützt „Starke Heimat Hessen“ mit Fördermitteln die folgenden beiden Projekte:

• Energetisches Management durch intelligente Messsysteme:
Der Landkreis Gießen plant, intelligente Messsysteme (iMSys) in kommunalen Liegenschaften des Landkreises anzubringen, um die Energieeffizienz der Gebäude zu steigern. Intelligente Messsysteme (iMSys), auch „Smart Meter“ genannt, können die Energieverbrauchsdaten (Strom, Wärme) eines Gebäudes in Echtzeit erfassen und bereitstellen. Die Energieverbrauchsdaten werden mit dem Open Data Hub des Landkreises Gießen verknüpft und können dort in Echtzeit verglichen und optimiert werden.

• Schaffung der Datengrundlage für ein dynamisches Wärmekataster:
Im Projekt „DynamiKol“ wurde mit dem Landkreis Gießen zusammen eine Softwarelösung zur eigenständigen Erfassung des Energiebedarfs von Privathaushalten und Quartieren erarbeitet. Diese Softwarelösung gibt Hauseigentümern ein Werkzeug an die Hand, Sanierungsmaßnahmen zu simulieren und Einspareffekte zu dokumentieren. In einem ersten Schritt wird die Software in sechs Quartieren erprobt. In dieser Testphase werden die Erfahrungen der einzelnen Nutzergruppen gesammelt und die Software, zum Beispiel im Hinblick auf Datenverknüpfung, optimiert. Voraussetzung für einen kreisweiten Roll-out der Anwendung ist die Digitalisierung von relevanten Bauakten im gesamten Kreisgebiet.

„Hier ist sicher noch Aufklärungsarbeit zu leisten“

Die Projekte aus dem Gießener Land zeigen anschaulich, wie die Digitalisierung das Leben der Menschen in der Region besser machen kann. „Die Reaktionen der Bürgerinnen und Bürger auf das Projekt Smart Region sind trotzdem sehr unterschiedlich“, sagt Felix Reinhardt, Projektleiter Smartes Gießener Land. „Es gibt die Gruppe von Menschen, die dem Begriff ‚Digitalisierung‘ und dem damit verbundenen Smart Region Projekt eher kritisch, wenn nicht sogar ablehnend gegenüberstehen. Die andere, durchaus größere Gruppe, zeigt großes Interesse an dieser Idee und ist sogar bereit, in Teilbereichen bei der Planung und Umsetzung zu unterstützen. Allerdings darf hier nicht unterschlagen werden, dass viele mit der Begrifflichkeit ‚Smart City‘ oder in unserem Fall ‚Smartes Gießener Land‘ nichts anfangen können. Wie sicherlich in den meisten Regionen ist hier noch Aufklärungsarbeit zu leisten.“

Um die älteren Menschen im Gießener Land nicht digital abzuhängen, arbeitet der Landkreis eng mit der Kreisvolkshochschule zusammen. Durch Projektmittel gefördert, bietet die Volkshochschule Landkreis Gießen spezielle Angebote für Seniorinnen und Senioren an, in denen sie beispielsweise digitale Geräte unter Anleitung ausprobieren können. Der oben genannte Zukunftsbus bringt diese Technologien auch direkt zu den Menschen. Und besonders die Ambient Assisted Living Systeme sollen die älteren Menschen im Alltag unterstützen, so dass sie möglichst lange selbstständig und selbstbestimmt leben können.

Tipps aus dem Smarten Gießener Land

Wenn Städte und Regionen mit dem Thema Digitalisierung anfangen, scheint das vielleicht im ersten Moment wie eine unlösbare Aufgabe. Deshalb rät Felix Reinhardt:

• Klein anfangen und skalierbare Lösungen entwickeln: Beginnen Sie mit Pilotprojekten, die leicht skalierbar sind, um erste Erfolge zu erzielen und Erfahrungen zu sammeln.

• Bürgerbeteiligung sicherstellen: Integrieren Sie die Bürgerinnen und Bürger frühzeitig in den Prozess, um Akzeptanz und Unterstützung für die Projekte zu gewinnen.

• Nachhaltigkeit im Fokus: Stellen Sie sicher, dass Ihre Smart City-Initiativen auf Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz ausgerichtet sind, um langfristige Vorteile zu sichern

(K)ein Ende in Sicht

Mit den Förderprogrammen „Modellprojekte Smart Cities“ und „Starke Heimat Hessen“ werden wir über zwei Förderprogramme gefördert. Geplant ist die Umsetzung der Einzelprojekte bis Ende 2027, allerdings mit dem Ziel, die Einzelmaßnahmen, die sich während der Projektphase bewährt haben, nach der Förderung weiterzuführen. Auch wenn bis Mitte 2027 alle Projekte umgesetzt sein werden, bleibt es eine langfristige Aufgabe, die Ziele für ein Smartes Gießener Land umzusetzen.

Weitere Informationen zum Smarten Gießener Land gibt es hier.

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